Die Ahmadiyya-Gemeinde Frankfurt zu Islam und Integration
Eine islamische Sondergemeinschaft positioniert sich

Am 29. September 2015 lud die Ahmadiyya-Gemeinde Frankfurt zum Thema „Islam und Integration“ in den Saalbau Bornheim ein. Dort verloren sich im Saal 1 insgesamt 15 Personen, von denen wiederum lediglich drei Gäste waren, darunter eine Dame fortgeschrittenen Alters. Alle anderen waren Mitglieder der Ahmadiyya, ausschließlich Männer. Die Ausbeute an Information an diesem Abend war für den Verfasser dennoch höchst umfangreich:
Zu Beginn wurde aus dem Koran rezitiert, Sure 49, Verse 12-14: Erst in arabischem Sprechgesang, der fremder klingt als ein Gregorianischer Choral - zunächst beruhigend, dann einschläfernd wirkend. „Biste endlich mal bald fertig?“, dachte sich der Verfasser. Dann folgte die deutsche Übersetzung, die ebenso langweilig und nichtssagend daherkam wie eine Predigt von der Kanzel in der Kirche. Letztere sind ja auch folgerichtig fast leer gepredigt und werden teilweise bereits geschlossen. Der erste Eindruck also: Auch der Islam nach Lesart der Ahmadiyya passt nicht mehr in unsere heutige Zeit.
Ein 20-Minütiges Video brachte konkrete Informationen über die Ahmadiyya-Gemeinschaft:
Die Gemeinschaft ist erst 125 Jahre alt. In Nordindien, das damals noch als Vizekönigreich zum Britischen Empire gehörte, gründete Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad Qadiani 1889 diese Gemeinde. Er wird verehrt als der verheißene Messias und Mahdi und Kalif, also ein Nachfolger des Propheten Mohammed. Hadhrat Mirza Masroor Ahmad ist inzwischen der fünfte Kalif als Nachfolger des Mahdi. Er wird angesprochen mit „seine Heiligkeit“ wie etwa der Papst oder der Dalai Lama. Letzterer lacht meist herzlich, während der Chef der Ahmadiyya-Gemeinde eher mürrisch dreinblickt. Inzwischen hat die Ahmadiyya-Gemeinschaft – nach nicht überprüfbaren – Angaben etwa 80 Millionen Mitglieder in 200 Ländern der Erde, also in fast allen. In Deutschland sind es etwa 38.000 Mitglieder. Naweed Ahmad von der Frankfurter Ahmadiyya-Gemeinde konstatiert später: „Wir sind die am schnellsten wachsende Gemeinschaft, auch in Deutschland. Vor zehn Jahren waren wir erst rund 25.000. Wir bauen in Deutschland die meisten Moscheen. Als zweite Moschee in Deutschland wurde schon in den 50er Jahren die Nur-Moschee auf dem Sachsenhäuser Berg erbaut.“ Mittlerweile habe man über 30 Moscheen in Deutschland und drei weitere seien derzeit im Bau.
Doch zurück zum Video. Dort führt Abdullah Uwe Wagishauser, der Vorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinden in Deutschland, aus: Die Ahmadiyya-Gemeinde unterstütze den ursprünglichen Islam. Man wolle den „wahren“ Islam wiederbeleben, ihn nicht mit Gewalt, aber dafür einen aufgeklärten und friedlichen Islam verbreiten. Der Slogan „Liebe für alle, Hass für keinen“ wird eingeblendet. Wagishauser: „Wir wollen Liebe und Harmonie auf der ganzen Welt verbreiten.“ Interreligiöse Dialoge seien fester Bestandteil der Arbeit der Ahmadiyya-Gemeinschaft. Bildung sei in der Ahmadiyya-Gemeinde ein wichtiges Gut: Das Bildungsniveau in der Gemeinde liege nach eigenen Angaben über dem Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland. Die Ahmadiyya-Gemeinde habe viele soziale Projekte: Etwa unter dem Namen „Humanity First“ für den Bau von Schulen weltweit. Oder soziale Projekte wie einen Charity-Lauf für krebskranke Kinder, Blutspenden, aber auch Aktivitäten wie vereinsamte Senioren zu Weihnachten im Heim besuchen und den Dreck am Neujahrsmorgen wegräumen zeichnen diese Gemeinde aus. In der eigenen Hochschule werden hierzulande die Imame für Deutschland ausgebildet, wohingegen die türkische Religionsbehörde DITIB ihre Imame aus dem Heimatland nach Deutschland importiert, ohne Kenntnisse der deutschen Sprache oder Kultur. Die Ahmadiyya-Gemeinde sei anerkannt als Körperschaft des öffentlichen Rechts und neben der DITIB in Hessen befugt, in Grundschulen islamischen Religionsunterricht zu erteilen.
Die Ahmadiyya-Gemeinde, im Besitz der alleinigen Wahrheit:
Das offenbart der Vortrag von Muhammad Hammad Stefan Härter, Dozent der Gemeinde für Deutschland. Als Sohn eines Bergsteigers aus Andechs ist er hauptberuflich Verkäufer von Bergtouren und ehrenamtlich für diese Gemeinschaft tätig. Er kommt auch endlich zum Thema des Abends „Islam und Integration“: Man verbreite die schönen, wahren und unverfälschten Lehren des Islam, wie sie der Prophet vor 1.400 Jahren gepredigt habe. Selbstbewusst behauptet Härter, nur die Ahmadiyya-Gemeinde vertrete die wahre und reine Lehre des Islam. Liebe für den Islam bedeute Liebe für das Land, in dem man wohne. Das bedeute Loyalität gegenüber seinem Land. Man strebe den permanenten Weltfrieden an – auch ohne religiöse Kriege. Und wenn das in islamischen Ländern nicht so sei, dann liege das daran, dass dort der Islam falsch ausgelegt werde. Da ist sie, die Anmaßung eines Alleinvertretungsanspruches, wie sie auch in der katholischen Kirche als „die allein selig machende“ vorherrscht, denkt sich der Verfasser.
Härter fährt weiter fort: In den westlichen Ländern herrsche die Demokratie und man könne die Wege der Demokratie nutzen. Wieder blitzt es im Verfasser auf: So wie Hitler zur Machtergreifung und Alleinherrschaft? Die Ahmadiyya-Gemeinde strebe Frieden, Harmonie und Selbstlosigkeit an. Man solle danach streben, was gut und rein ist. Abzulehnen sei die „Sittenlosigkeit“, die nicht näher spezifiziert wurde. Dem Verfasser fiel spontan die Vielweiberei im Islam ein. Islamisch sei, Benachteiligte zu unterstützen. Es fallen die Begriffe „Toleranz“ und „Respekt“, nicht aber „Scharia“ und „Dschihad“, die zum Islam gehören wie der Satan zur Hölle. Dass Frauen im Islam nicht fair und gleich behandelt werden, das versucht Härder von vornherein zu entkräften: Der 5. Kalif habe endgültig durchgesetzt, dass auch Frauen sich scheiden lassen können und das Recht auf Erbschaft haben, wenn deren religiöser Rat dies bestätige. Man gewinnt den Eindruck, dass auch die Worte des Kalifen für Härter Gesetz sind. Und es nervt, dass Härter jedes Mal, wenn er Mohammed erwähnt, den Spruch „Friede und Segen sei auf ihm“ folgen lässt oder etwas auf Arabisch, was wie „Salalasalam“ klang. Ähnlich bei den Katholiken: „Gelobt sei Jesus Christus“ Antwort: „In Ewigkeit. Amen.“
Zuletzt Antworten auf Fragen des Publikums:
Hier nur die eine Frage zum Landgerichtsprozess in Darmstadt, wo ein Ahmadiyya-Gläubiger vor Gericht steht, weil er seine Tochter im Schlaf mit bloßen Händen erdrosselte, weil sie sich mit einem Pakistani paaren wollte, den ihr Vater ablehnte. Also der klassische „Ehrenmord“. Dazu Härder: Die Gemeinde sei davon „voll betroffen.“ Nachfrage: So wie bei Charlie Hebdo? Letztere blieb unbeantwortet.
D. Schreiber