Die Deutschen als Schicksalsvolk der Weltgeschichte
Das System Merkel und die Folgen

Der Begriff System bedeutet ‚ein aus mehreren Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes‘. Es sind verschiedene Systembegriffe bekannt, so z. B. das Sonnensystem in der Astronomie oder das Tonsystem in der Musikwissenschaft. Auch die Politik kennt Systeme – zumindest aber Systematiken. Der real existierende Sozialismus in der ehemaligen DDR war ein solches politisches System, welches man 1990 überwunden zu haben glaubte. Beseelt von dem tiefen Glauben, für alle Menschen bereits zu Lebzeiten ein Himmelreich auf Erden zu schaffen, in dem alle Bürger eines Staates frei, gleich und unablässig solidarisch sind, wurde ein halbes Volk eingesperrt, gedrillt und indoktriniert. Ziemlich genau vierzig Jahre ging es den Menschen in der ehemaligen DDR so. Eingebunden in die Systematik des real existierenden Sozialismus wurden sie von früh bis spät zum perfekten Genossen erzogen. Von der FDJ-Zeit bis zum Rentnerdasein existierte die systematische Formung des sozialistischen Menschen.
Diese Formung ist auch an Angela Merkel, geborene Kasner, nicht spurlos vorübergegangen. Es ist das Verdienst von Hinrich Rohbohm in seinem kurzen, aber außerordentlich lesenswerten Buch mit dem Titel „Das System Merkel“, dem Leser sowohl die Frau Angela Merkel, als auch das sich mit ihr etablierte politische System näher gebracht zu haben. Als Angela Merkel am 10. April 2000 in Essen zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt wurde, haben die wenigstens vermutet oder geahnt, dass sich damit eine entscheidende Zäsur in Deutschland vollziehen würde. Nur gute fünf Jahre später wurde Merkel sogar Bundeskanzlerin und ist es noch heute. Ihre Wahl haben eine Vielzahl von Menschen mit der Hoffnung verbunden, dass eine Frau aus der ehemaligen DDR die strengen und teilweise verkrusteten Strukturen der Bundesrepublik aufbrechen und zum Wohle aller Bürger den Staat reformieren werde. Dies sollte sich als verhängnisvoller Trugschluss erweisen!
Die Politik hat nicht nur ihre eigenen Gesetze, sondern auch eine eigene Systematik. Und langsam, wahrscheinlich viel zu langsam, registrieren die wenigen politisch noch interessierten Menschen, dass das von Angela Merkel implementierte politische System nach einer zehnjährigen Regentschaft die Demokratie in Deutschland irreparabel geschädigt hat. Die ohnehin nicht mehr allzu demokratischen, sondern mehr plutokratischen und oligarchischen Strukturen in Deutschland kamen Angela Merkel dabei zugute. Das dies in Deutschland möglich ist, liegt unter anderem auch an der Wesensart dieses deutschen Volkes.
Kaum ein anderes Volk ist so empfänglich für Ideologien, Weltanschauungen und sogenannte gesellschaftliche Leitlinien. Deutschland war das Geburtsland der das Christentum spaltenden Reformation. Der gebürtige Trierer Karl Marx fand in Deutschland glühende Anhänger seiner kommunistischen Ideologie, und der Österreicher Adolf Hitler verführte die leicht zu begeisternden Deutschen in eine völkische Apokalypse. Man verstehe den Verfasser bitte nicht falsch: Es gibt keine direkte Geschichtslinie von Luther zu Hitler! Aber es gibt eben diese Deutschen, für die gilt, „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ - egal, was das auch immer für die Welt bedeuten mag.
Das politische System in Deutschland ist schon lange nicht mehr das, eines föderalen, freiheitlichen, sozialen und demokratischen Rechtsstaates. An viel zu vielen Stellen wird sich nicht an die verfassungsmäßige Ordnung gehalten und das Grundgesetz missachtet. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes wird – gerade in Hinblick auf die Sozialgesetzgebung – nicht umgesetzt. Auf Jürgen Borcherts Buch „Sozialstaatsdämmerung“ sei hier kurz hingewiesen. Die Vermögen der Deutschen sind so ungleich verteilt wie nie zuvor. Den vielbeschworenen Mittelstand gibt es schon seit geraumer Zeit nicht mehr oder vielleicht noch zu einem Bruchanteil von ca. 5 % der Gesamtbevölkerung. Und in dieses Deutschland strömen Millionen (!) Menschen, um hier Glückseligkeit zu erlangen und um eventuell auf einem von Dumpinglöhnen sowie Zeitverträgen und Arbeitnehmerüberlassung geprägten Arbeitsmarkt einen Job zu finden. Das dies nicht funktionieren kann und auch nicht gelingen wird, ist entweder immer noch zu wenigen Menschen klar oder wird von anderen bewusst oder unbewusst ignoriert.
Während nämlich die einen hoffen, billige Arbeitskräfte zu bekommen, die sie nach der Manier eines „Manchester Frühkapitalismus“ auszubeuten gedenken, hoffen die anderen auf möglichst viele neue „Kunden“ für den sozialen Wohlfahrtsstaat, um so im Sinne menschlicher Fürsorge das Geld der Länder und Gemeinden abzugreifen, was natürlich Geld des Steuerzahlers ist und somit die breite Masse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der Selbständigen trifft. Dies alles hat System – es ist ein System, das mit den Ursprüngen der Bundesrepublik Deutschland und ihrer sozialen Marktwirtschaft überhaupt nichts mehr zu tun hat. Und an der Spitze stehen die Bundeskanzlerin mit ihren parteipolitischen Vasallen und die Top-Manager in den Chefetagen großer kapitalisierter Wirtschaftsunternehmen auf der einen Seite sowie die Gewerkschaftsbonzen und Magnaten der sozialen „Wohlfahrtsindustrie“ auf der anderen.
Das deutsche Volk lässt sich willfährig benutzen und lebt als „Stimm- und Melkvieh“ in der Manier eines „Wir machen so weiter wie bisher“. So lange es noch Bier auf der Wies’n gibt, die blonde Helene Fischer „atemlos durch die Nacht“ trällert und man sich hin und wieder mal den Besuch im Schwimmbad, im Kino, im eigenen kleinen Garten und einen Kurzurlaub mit einer Billigfluglinie leisten kann, wird sich in diesem Land nichts ändern. Das dies jedoch zeitnah so nicht mehr sein wird, liegt auf der Hand.
Und was kommt danach? Es wird eine Zeit sein, die dem deutschen wohlstandsverwöhnten Michel nicht gefallen wird. Der sich bis jetzt nur zaghaft abzeichnende Kollaps wird zunächst Europa und dann weite Teile der Welt in eine kriegsähnliche Krise ungeahnten Ausmaßes katapultieren. Und wieder einmal werden die Deutschen dafür verantwortlich gemacht werden – und wieder einmal werden sie aufgrund ihrer Wesensart die dazugehörige Portion an Verantwortung tragen müssen. Vielleicht ein letztes Mal...
Es ist noch nicht zu spät. Aber die Chancen auf bessere Zeiten stehen schlecht. Und dass die gründlich umerzogenen Deutschen aus eigenem Antrieb heraus einen anderen Weg einschlagen werden, erscheint wenig wahrscheinlich. Wie sagt es Loge am Ende von Richard Wagners ‚Rheingold‘ mit Blick auf die Götter so schön: „Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen. Fast schäm‘ ich mich, mit ihnen zu schaffen. [...] Wer weiß, was ich tu!“ Wir stehen erst am Ende des Vorabends einer gewaltigen Tetralogie. Mal sehen, was die Zukunft noch bringt. Mir schwant nichts Gutes...
Johann Lackland