Vom CDU-Paria zum BFF-Frontmann
FAZ-Porträt unseres BFF-Spitzenkandidaten Patrick Schenk

Wir dokumentieren hier das umfangreiche Porträt unseres BFF-Spitzenkandidaten Patrick Schenk, das heute in der FAZ abgedruckt ist.
Einige Anmerkungen seinen erlaubt: Weder Mathias Mund noch ich haben je gegen “Ausländer ausgeteilt”. Wir haben auch noch nie etwas gegen “illegale Flüchtlinge gesagt”, wohl aber gegen jene Politiker und politischen Kräfte, die uns das gegenwärtige Desaster in Deutschland beschert haben. Es gibt auch keine Pauschalverurteilung von Muslimen von BFF-Politikern, das ist unwahr und lässt sich auch nachweisen.
Was der Journalist mit dem Insistieren auf “Barmherzigkeit”, die er offenbar bei Schenk und dem BFF vermisst, im Sinn hat, erschließt sich nicht. Barmherzigkeit ist kein politischer, sondern ein ethisch-religiöser Begriff. Ausgerechnet der CDU einen Sinn für Barmherzigkeit zu unterstellen, zeugt gewiss nicht für Realitätssinn. Für alle vier Stadtverordneten und unseren Stadtrat Beck kann ich sagen: Wir sind barmherzig, aber machen darum keinen politischen Wind, weil wir das für menschlich selbstverständlich halten. Allerdings sind wir sehr unbarmherzig mit politischen Lügen, Heucheleien, Wählerbetrug und moralischer Anmaßung. Und daran wird sich nichts ändern.
Wolfgang Hübner
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Vom CDU-Paria zum BFF-Frontmann
Ein Leserbrief gab Patrick Schenks Leben eine Wende An den 27. März 2010 erinnert sich Patrick Schenk nicht so gerne. Seine Frau wollte damals ihren 49. Geburtstag feiern, aber das Fest wurde ihr gründlich verdorben: Ihr Gatte hatte keine Minute Zeit zum Feiern. Den ganzen Tag lang gab er Interviews, beantwortete E-Mails, führte Telefonate. Auf einmal wollten alle mit dem selbst in Frankfurt ziemlich unbekannten Mann sprechen, der die schwarz-grüne Koalition in solche Bredouille gebracht hatte. Mit dem CDU-Politiker, der von einem auf den anderen Tag kein CDU-Politiker mehr sein wollte. Mit einem Mann, der seine politische Karriere wenig später weiter rechts fortsetzen sollte.
Schenk, ein gebürtiger Schwabe, lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Frankfurt. Aufgewachsen ist er in Hausen, mittlerweile wohnt er in Schwanheim. Vater Fritz, einst Sozialdemokrat, im hohen Alter dann noch CDU-Mitglied, wurde bekannt als Ko-Moderator des „ZDF-Magazins“, einer Sendung, die im Wesentlichen aus politischen Reportagen bestand. „Politik war zu Hause immer präsent“, sagt Sohn Patrick. Der machte in Frankfurt Abitur, leistete Wehrdienst und studierte an der Goethe-Uni und in Freiburg Jura. Irgendwann Mitte der Neunziger traf er Erika Steinbach, damals eine Führungsfigur im CDU-Kreisverband. „Sie hat mich geworben“, sagt Schenk. Die Union sei für ihn damals die einzige ernst zu nehmende Regierungspartei gewesen. 1996 trat Schenk in die Partei ein. Da war er 28 Jahre alt.
In den nächsten Jahren ging es bergauf. 1997 Sitz im Ortsbeirat, 2001 Mitglied der CDU-Fraktion im Rathaus. Schenk, ein smart aussehender Typ mit Kurzhaarschnitt, der sich seit 2001 für die Fraport AG um das Thema Luftsicherheit kümmert, wurde Mitglied des arbeitgebernahen Parteiflügels der Mittelstandsvereinigung (MIT).
Doch dann schrieb er 2003 einen Leserbrief. Darin verteidigte er den umstrittenen Fuldaer CDU Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Der hatte in einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit unter anderem das Wort „Tätervolk“ benutzt und es sowohl in Verbindung mit „den Deutschen“ während des Nationalsozialismus als auch mit „den Juden“ während der Stalin-Zeit verwendet hatte. Schenk nannte die folgende Diskussion über die weithin als antisemitisch beurteilten Äußerungen Hohmanns in seinem Leserbrief „unerträglich“. Es handele sich um eine „Hexenjagd“.
Nach erheblichem Druck der Frankfurter CDU Parteiführung ruderte Schenk zurück. Öffentlich ließ er wissen, es sei nicht seine Absicht gewesen, Hohmanns antisemitische Äußerungen inhaltlich zu relativieren oder verteidigend zu interpretieren. Heute sieht Schenk diesen Moment als denjenigen an, in dem ihm klargeworden sei, dass man sich als CDU-Mitglied „nicht unabhängig und frei“ äußern dürfe, ohne abgestraft zu werden. „Seitdem war meine Karriere beendet. Stempel auf der Stirn, fertig.“ Hohmann tritt übrigens zur Kommunalwahl 2016 im Landkreis Fulda für die AfD an.
Aufwärts ging es zwar nicht mehr für Schenk. Aber so richtig abwärts auch nicht. Er spielte in der CDU schlichtweg jahrelang keine Rolle mehr. Kein Amt, keine wichtige Aufgabe. Schließlich raffte er sich noch einmal auf: Kampfabstimmung um die Bundestagskandidatur im Westen 2009. Er verlor – ausgerechnet gegen Matthias Zimmer, der zum MIT-Konkurrenzflügel CDA gehört. Nun resignierte Schenk. Zumal er nach eigenen Worten die damalige Politik der Frankfurter CDU ohnehin kaum noch ertragen konnte.
Am 25. März 2010 ließ Schenk die Bombe platzen. Am Ende der Haushaltsdebatte im Römer trat er ans Mikro und teilte mit, dass er die Fraktion verlasse. In der Koalition mit den Grünen sei kein CDU-Profil mehr zu erkennen, das Erscheinungsbild der Partei in Berlin sei „desaströs“, und die Unionspolitiker hätten sich viel zu weit von den Bürgern entfernt. Schwarz-Grün hatte nun im Rathaus keine eigene Mehrheit mehr, zumal kurz zuvor auch der CDU-Stadtverordnete Wolff Holtz im Streit die Fraktion verlassen hatte. Mit Hilfe der FDP retteten sich CDU und Grüne aber bis zur nächsten Kommunalwahl. Schenk behauptet heute, 85 Prozent der Reaktionen auf den Austritt und seine Kritik seien positiv gewesen.
Wenig später hatte er eine neue politische Heimat gefunden. Der Verein BFF warb um ihn – und bekam ihn. Mittlerweile ist Schenk sogar Spitzenkandidat und Vereinsvorsitzender. Seit einiger Zeit trägt er Zopf. Mit Wolfgang Hübner, Mathias Mund und Martha Moussa bildet er die umstrittenste Fraktion im Römer. Allen voran Hübner, aber auch Mund teilen wechselweise gegen Ausländer, illegale Flüchtlinge, Muslime und fehlgeleitete Integrationspolitiker aus. Moussa schweigt dazu meist, und Schenk kommt in dem Trommelfeuer zuweilen daher wie ein Moderator, dem die Regie entgleitet.
Von der Barmherzigkeit eines früheren Christdemokraten gegenüber Armen und Schwachen ist bei Schenk nicht viel geblieben. Er habe die Nase voll von Leuten, „die die Moral immer über die Gesetze stellen“. Von Leuten, „die glauben: ,Wenn ich was Gutes tue, dann wird die Welt gut.‘ So ist es aber nicht.“ Und was ist mit der Barmherzigkeit? Deutschland könne aufgrund der Flüchtlingssituation doch gar nicht mehr entscheiden, „wem gegenüber wir barmherzig sein müssen“, findet Schenk.
Außerdem verteidigt er die Lautsprecher in den eigenen Reihen. Er habe „noch keine Äußerung von Mund und Hübner gehört, die sie außerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stellt“, sagt Schenk. Er gebe aber zu, dass zuweilen deutliche Worte fielen – „die tun auch not“. Anders schaffe es die BFF-Fraktion nicht, „Sensibilität für gewisse Themen herzustellen“. Nicht jeden überzeugt die Logik, Sensibilität auf dem Weg größtmöglicher Unsensibilität herstellen zu wollen. Für die Wahl sieht Schenk die BFF gut vorbereitet. „Ich war noch nie so zuversichtlich wie diesmal.“ Barmherzigkeit steht ja auch nicht zur Wahl.
- TOBIAS RÖSMANN