Weitere Ehrenbürger-Vorschläge: Goethe und Stoltze
CDU-Vorsitzender macht im Wahlkampf ein neues Fass auf

Wahlmitteilung 15 - 2016
Dass die Frankfurter CDU einen gewissen Sinn für Selbstironie besitzt, können die Frankfurter Bürger derzeit den Wahlplakaten der Partei entnehmen. Auf denen steht der kecke Spruch „Die treibende Kraft“. Dabei weiß doch jeder, wie getrieben und orientierungslos die CDU im Römer durch die letzten fünf Jahre an der Seite ihres selbstbewussten grünen Partners getorkelt ist. Aber da ein solcher Wahlslogan ja auch irgendwie zu Taten verpflichtet, hat nun der örtliche Parteivorsitzende und Spezialist für Vorschläge, die nicht realisiert werden, also Uwe Becker, eine bemerkenswerte Idee in die Welt gesetzt: Die von den Nationalsozialisten ermordete Anne Frank, eine gebürtige Frankfurterin, soll posthum Ehrenbürgerin der Stadt werden.
Ausnahmsweise wäre diesem Vorschlag Beckers nicht zu widersprechen, wenn dem nicht entgegenstünde, dass nur lebende Personen diese Ehrung erfahren dürfen. Das Magistratsmitglied Becker kennt diese städtische Regelung wohl, schlägt aber vor, in diesem Fall eine „Ausnahmeentscheidung“ zu treffen. Warum der CDU-Politiker gut zwei Wochen vor dem Wahltag mit dieser Idee an die Öffentlichkeit tritt, die zumal im erst kürzlich beschlossenen Programm seiner Partei nicht enthalten ist, bleibt unklar. Es drängt sich aber der ungute Verdacht auf, dass Becker das tragische Schicksal des im Konzentrationslager Bergen-Belsen umgekommenen Mädchens instrumentalisiert, um sich damit Publizität zu verschaffen.
Sollte nach der Wahl tatsächlich die bisherige Ehrenbürger-Regelung geändert werden, wird die künftige BFF-Fraktion nicht zögern, zwei andere große Frankfurter vorzuschlagen: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Stoltze. Auch Otto Hahn und Maria Sibylla Merian sollten neben manch anderen ebenfalls diese hohe Ehre erhalten. Und wenn es Becker gegen alle Wahrscheinlichkeit doch noch ins Amt eines Frankfurter Oberbürgermeisters schaffen sollte, dann könnte es ihm ja gelingen, mit bahnbrechenden politischen Ideen und Maßnahmen selbst noch ein Kandidat für die Tafel im Plenarsaal zu werden, auf der die Ehrenbürger verzeichnet sind. Wir halten ihm jedenfalls beide Daumen – Uwe, die treibende Kraft!