Erfreulich: Frankfurt schrumpft!

Obergrenze für Einwohnerzahl ist notwendig

Erfreulich: Frankfurt schrumpft!

Hübners Frankfurter Woche – Folge 14

Wachstum, immer mehr Wachstum ist das wichtigste Ziel unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Das Bruttosozialprodukt soll wachsen, die Gewinne der Unternehmen, die Löhne, Renten und Pensionen sollen es, das Unterhaltungs- und Bildungsangebot, sogar die individuelle Intelligenz soll bald mit einem Chip im Gehirn wachsen. Deshalb wird es als sehr misslich, ja gefährlich angesehen, wenn das Wachstum mal stockt oder gar ein Schrumpfungsprozess zu verzeichnen ist. Wie zum Beispiel bei der Einwohnerzahl der Stadt Frankfurt. Denn laut den Erhebungen des Statistischen Landesamtes hat Frankfurt seit Beginn des Jahres 2021 rund 5000 Einwohner weniger.

Ein Grund zur Beunruhigung? Immerhin leben noch 758.500 Menschen legal innerhalb des Stadtgebietes, das selbstverständlich nicht geschrumpft ist. Niemals in der Stadtgeschichte Frankfurts wurden mehr Einwohner registriert. Noch 2010 waren es „nur“ ca. 680.000, doch in den letzten zehn Jahren erfolgte ein ständiger Anstieg. Es war vor allem ein Bevölkerungszustrom aus dem Ausland, der dafür sorgte, nicht aber die weitgehend überalterten deutschen Einwohner. Allerdings gibt es wegen der prosperierenden Wirtschaft auch viele Neueinwohner aus anderen Teilen Deutschlands, die es in die Mainmetropole zieht, wenngleich oft nur für einige Jahre.

Von den im Römer dominierenden politischen Kräften wurde die starke Zunahme an Einwohnern bislang begrüßt, ja gefeiert. Denn dieses Wachstum gilt ihnen als Beweis für die Attraktivität der Stadt. Doch mit dem Wachstum sind viele Probleme verbunden, die keineswegs leicht zu lösen sind und im Laufe der Zeit immer größer wurden. Mangelnder bezahlbarer Wohnraum, Überlastung der verkehrlichen und technischen Infrastruktur, hohe Bedarfe an Schulen, Kitas und Krippen, stark ansteigende Kosten für sozialen Hilfen – all das und noch mehr sind die andere Seite des Wachstums.

Obergrenze für Einwohnerzahl ist notwendig


In meinen letzten Jahren als Stadtverordneter habe ich mich gerade in den Jahren 2014 bis 2016 intensiv mit dem Bevölkerungswachstum auseinandergesetzt. Als Vorsitzender der BFF-Fraktion habe ich damals eine Obergrenze für eine Einwohnerzahl in Frankfurt von maximal 750.000 Menschen in die Diskussion gebracht. Das hat meiner Fraktion und mir wütende Angriffe von CDU, SPD und Grünen bis hin zu den Linken eingebracht. Denn für diese politischen Kräfte war und ist das ungehinderte Wachstum der Stadtbevölkerung sozusagen ein Naturereignis, gegen das man nichts machen könne.

Nun aber haben zwei andere Naturereignisse, nämlich die wie auch immer verursachten Klimaveränderungen sowie die anhaltende Virus-Krise gezeigt, daß keine Entwicklung, auch nicht das Einwohnerwachstum, ewig anhalten darf und nun auch nicht mehr anhält. Wer den Klimawandel ernst nimmt, was bekanntlich alle neuen Regierungsparteien im Römer tun, der darf die Stadt nicht weiter verdichten lassen und schon gar nicht neue riesige Stadtteile mit großflächigen Bodenversiegelungen planen. Und die Virus-Krise hat in fast allen deutschen Großstädten, darunter nicht zuletzt in Frankfurt, zu Einwohnerverlusten geführt. Denn je gedrängter die Menschen leben, desto größer sind auch die gesundheitlichen Gefahren.

Frankfurt kann selbstverständlich keine Mauer um seine Stadtgrenzen bauen. Aber die Stadt kann und muß deutlich signalisieren, daß ihre Möglichkeiten zu weiterhin ungebremstem Zuzug ausgeschöpft sind. Wenn sie das nicht tut, wird die Lebensqualität leiden und vielerlei Probleme werden zunehmen. Schon jetzt verlassen deswegen gerade junge Familien Frankfurt. Das sind Einwohnerverluste, die schmerzen. Und das ist eine Schrumpfung, die nicht erfreulich ist. Doch an einer generellen Schrumpfung der Stadtbevölkerung sollte jedem gelegen sein, dem Frankfurt am Herzen liegt und hier schon etwas länger lebt. 

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